Gefässe für Milch und Honig, 2024

Gepäckausgabe des Kunsthaus Glarus
Artist Residency, 22.09.—20.10.2024 | Ausstellung, 05.—19.10.2024
Schwarzes Steinzeug, Knochenporzellan, Gold, Glasur

Link zur Veranstaltung

«Die großen, mit archaischen Symbolen und Figuren geschmückten Keramikgefäße appellieren an die Ursprünge der menschlichen Kultur, an die Wertschätzung des gesunden Körpers als Mittel zur mystischen Erfahrung und an Aspekte von alle und alles verbindenden Elementen, Ritualen und Formen.»
Margarete Zink, Kunsthistorikerin

Die Objekte nehmen Bezug auf mitteleuropäische Gebrauchs- und Kultkeramik der frühen Jungsteinzeit (5 500 a.d.), der Badener Kultur und vom Typus Retz und Urnen aus Hallstatt. Wie diese prähistorischen Funde sind die Gefässe schwarz, mit eingekerbten Furchen und weisser Knochenpaste versehen. Frau und Tier als wichtigste Themen steinzeitlicher Kunst stehen im Zentrum der Ikonographie. Form, Funktion und dekorative Elemente sind jedoch abgewandelt — als Ornament dienen Symbole der Transformation: Es finden sich Vulven, Schlangen, Nachtfalter und Skarabäen, legale und illegalen Stimulanzien und Halluzinogene. Die Objekte dienen dazu, ins Ungleichgewicht geratene Beziehungen mit der materiellen und immateriellen Welt zu kitten. Im Fokus liegt dabei die Transsubstantiation — im Sinne einer Transformation zwischen Brot, Leib und Geist.

In der Gepäckausgabe beim Kunsthaus Glarus steht diese Werkgruppe in Resonanz mit Porzellanarbeiten von Bettina Mürner. Die beiden Künstlerinnen erschaffen eine Installation aus funktionalen und nichtfunktionalen keramischen Objekten und Stoffen: Ihre Ornamentik bezieht sich auf universelle und glarnerische Symbole der sozialen Gemeinschaft und des Überganges. Mit ihrer Kooperation wollen die beiden Künstlerinnen das «Zusammen», den sozialen Zusammenhalt, als wesentliche Bedingung der menschlichen Existenz anerkennen.

Vor diesem Hintergrund handelt die Ausstellung vom Wesen des «In-der-Welt»-Seins, von der eigenen Bedingtheit und nicht zuletzt von der Forderung nach einem gemeinsamen, guten Leben, in dem «Milch und Honig fließen» können.

Fotos: Marco Russo